SHEILA SAGT (aka. #NOAFD)

SHEILA SAGT (aka. #NOAFD)

Sheila sagt, ich habe Angst.

Hab keine Angst, sagt die Lehrerin. Das ist nicht nötig.

Die Lehrerin hat die passende Haut, hat Geld, hat den richtigen Namen.

 

Sheila sagt, es werden immer mehr.

Nicht wirklich, sagen die Kinder. Schau uns doch an, wir sind so viele.

Die Kinder sind viele ohne Furcht und ein paar mit.

 

Lisa sagt ich auch, auf Englisch: Me, too.

Warum, fragt die Scham. Immer wieder, warum.

Lisa reicht ihr die Hand, jeden Tag, die Scham fühlt sich wohl bei ihr.

 

Murat fragt, seht ihr es nicht, da und da und da.

Betroffen nicken die Köpfe und sagen: Jetzt schon, ja. Solange du zeigst und erzählst.

Murats Finger ist müde vom Deuten.

 

Ezra ruft, ihr habt es erlebt. Habt ihr nichts und nichts gelernt?

Doch, doch, na klar, nie wieder sagen sie. Und: Ich war es nicht, natürlich, sowieso.

Ezra sieht die erhobenen Hände, die anderen daran vorbei.

 

Selim sagt, es ist mein Land irgendwie, nur bin ich nicht sicher.

Dein Land nun ja, irgendwie eben nur, ein anderes gäbe es auch, oder was?

Selim hat kein Land, niemand hat ein Land, nur Menschen an der Seite – oder nicht.

 

Sheila sagt, ich habe Angst.

Hab keine Angst, sagt der Gott auf dem Plakat. Angst ist eine Entscheidung.

Die Angst kommt, egal wie Sheila entscheidet, sie fließt in ihrem Blut.

 

Wir haben Angst, sagen sie, immer wieder und lauter. Und nicken und klatschen und Hülsen aus Worten, 1,99 das Stück und Hände zum Himmel und das Drehen der Furcht.

 

Wir haben Angst, sagen Max, Robert, Axel. Wir haben Angst, rufen Trudi und Steffi.

Du nimmst mir die Arbeit, mein Fleisch, meinen Sprache, mein Dies und mein Das und mein Land noch dazu.

Sie rücken zusammen, Seit‘ an Seite und aufrecht. Nicht Schuld, keine Scham, aber Recht im Gepäck.

Ja Recht, endlich Recht, jubeln die an dem Bordstein. Viel Recht und viel Macht und die Windmühlen-Furcht.

 

Sheila sagt wieder und wieder und wieder. Ich habe Angst. Und verstummt irgendwann.

 

Wann sprichst du?

#noafd